[Rezension] Mike Steinhausen- Ruhrpiraten

Gmeiner Verlag
406 Seiten
ISBN-978-3839222522


Klappentext: 

Ruhrgebiet 1942. Während Deutschland im Gleichschritt marschiert, träumen der 16-jährige Egon Siepmann und sein Freund Fritz Gärtner von Freiheit und Abenteuer. Hin und her gerissen zwischen dem Kampf ums Überleben, den Schikanen der Hitlerjugend und der Verfolgung durch die Gestapo, suchen sie nach ihrer Identität. Doch wer sich in dieser Zeit auflehnt, wird bestraft. Und die Schergen des NS-Regimes kennen keine Gnade.

Autoreninfo: 

Mike Steinhausen wurde 1969 in Essen geboren. Er ist Polizeibeamter und war mehrere Jahre als Zivilfahnder im Bereich der Drogenbekämpfung tätig. Sein Debüt als Autor gab er mit dem zeitgeschichtlichen Kriminalroman »Operation Villa Hügel«.

Meine Meinung: 

Ich liebe Bücher, deren Autoren ich noch nicht kenne
Ich liebe Bücher, die sich mit Themen befassen, von denen man noch nie etwas gehört hat
Ich liebe Bücher, die in dieser historischen Epoche spielen

Also war es klar, dass ich Ruhrpiraten unbedingt lesen musste. Ein Roman der sich mit den sogenannten 'unangepassten Jugendlichen' befasst, den Jugendlichen im Naziregime also, die Widerstand leisteten; auf die eine oder andere Art. Eine Untergrundbewegung, die von den Nazis nie wirklich gesprengt oder unter Kontrolle gebracht werden konnte. Jugendliche, die einfach frei sein und ihr eigenes Leben mit eigenen Moralvorstellungen leben wollten. Heute ist dies vielerorts Usus und wird als etwas völlig normales gesehen. Nicht so unter Hitler und seinen Schergen. In diesem Buch bekommen wir die Möglichkeit einen ungeschönten und erschütternden Blick in ein Kapitel deutscher Geschichte zu werfen, den bisher noch niemand gewagt hat. Und dies wundert nicht, sind die Bilder die im Kopf beschworen werden doch wahnsinnig erdrückend und schmerzvoll. Egon, unser Hauptprotagonist, war mir ausgesprochen sympathisch- ein junger Bergmann im Ruhrgebiet, der ein bodenständiges und einfaches Leben führt. Und dennoch wünscht er sich mehr vom Leben als das, was Hitler seinem Volk zugesteht. Und während er seinen Weg geht muss er erkennen, dass es nicht so einfach wird, wie er es sich erhofft hat... 

Ich muss sagen, dieses Buch ist wie ein Presslufthammer. Kompromisslos, erschütternd und bewegend und dabei vor allem eines: Absolut authentisch. Jede Seite habe ich mit Egon mitgefiebert und gehofft, dass er am Ende irgendeine Art von Glück findet. Dem Autor gelingt es diese Epoche, die Gefühle der Menschen und ihre Sorgen und Nöte derart bildhaft zu beschreiben, dass man ohne weiteres selbst dort sein könnte. Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle wie einfühlsam der Autor seine Figuren begleitet- mit Empathie und einem Blick für Details steht er ihnen zur Seite und geht mit ihnen ihren Weg, wohin er auch führen mag. 
Besonders erwähnenswert ist auch die hochwertige Sprache, die für mich die Lektüre zu einem abgerundeten Erlebnis machte. Von plumpem Satzbau oder Oberflächlichkeit ist dieser Roman in jeder Hinsicht weit entfernt. 

Von mir eine guten Gewissens absolute Leseempfehlung für dieses sehr besondere Werk! 

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